Gerade während der Kinderwunschzeit kommt es verstärkt zu Partnerschaftsproblemen. Denn wenn es nicht gleich klappt und der Weg zum Wunschkind sich als schwierig darstellt, ist auch die Partnerschaft belastet. Männer und Frauen erleben die Kinderwunschzeit anders, vorallem sind sie unterschiedlich emotional darin verstrickt. Frauen setzen sich mehr mit ihrem Körper auseinander, fühlen sich eher schuldig, müssen die Mühlen der Medizin durchlaufen und sind somit immer mit dem Kinderwunsch beschäftigt.
Männer empfinden den Kinderwunsch anders, für viele Männer ist die Vorstellung sehr schön Vater zu werden, aber sie haben es weder eilig damit noch verspüren sie Schuld, dass es noch nicht geklappt hat. Sie gehen ihrer Arbeit nach, viele sind beruflich sehr eingespannt und denken nicht ständig an den Kinderwunsch. Nicht selten lehnen Männer auch das Spermiogramm ab, weil es an ihnen nicht liegen kann, was natürlich vollkommen falsch ist. Das heißt aber nicht, dass Männer nicht auch traurig sind, dass es noch nicht geklappt hat, aber sie drücken ihre Gefühle anders als Frauen aus und sind oftmals nicht so emotional.
Woher können Partnerschaftsprobleme in der Kinderwunschzeit kommen?
Kalendersex
Viele unserer Leserinnen haben uns in all den Jahren geschrieben, dass größte Problem sei der „Kalendersex“, darunter leide die Partnerschaft am meisten, Kalendersex könne sogar die Partnerschaft zerstören. Wenn Paare nur noch Kalendersex haben, geht alle Spontanität und Leidenschaft verloren, Sex wird nicht mehr mit schönen Erlebnissen in Verbindung gebracht, sondern nur noch mit Pflichterfüllung. Der Partner fühlt sich als Deckhengst, der nur noch zur Zeugung benötigt wird, dies ist für seine Männlichkeit schlecht. Frauen klammern sich nicht selten verzweifelt an den Kalendersex, damit es doch noch endlich klappt. Der Partner kommt sich beim Kalendersex benutzt vor, wie ein Automat, der Spermien auf Knopfdruck produzieren soll. Für den Mann wirkt es so, als „müsse“ er, ob er wolle oder nicht, mit seiner Partnerin schlafen, da der Sex termingerecht stattfinden muss.
Wenn der Partner dann trotz der fruchtbaren Tage der Frau keine Lust auf Sex hat kommt es nicht selten zu Streit und Aggressionen, oftmals mit dem Vorwurf, dass sich der Partner nicht genügend um ein Wunschkind bemühe oder vielleicht sogar keine Lust mehr auf ein Kind hat. Frauen sagen dann oft: „Du willst doch gar kein Kind, sonst würdest Du doch mit mir schlafen!“ Dieses Verhalten führt zu tiefgreifenden Partnerschaftskonflikten. Nicht selten wird Sex dann zum Muss, vielleicht sogar als eine Art Zwang angesehen, nur um die Partnerin nicht zu enttäuschen. Bei Kalendersex geht natürlich die Leidenschaft verloren, Sex wird nur noch als Zeugungsakt gesehen und nicht mehr als intimes Beisammensein von Mann und Frau. So beginnt ein Teufelskreis, der von gegenseitigen Vorwürfen geprägt ist und es entsteht Dauerstress bei beiden Partnern.
Manche Männer fühlen sich vom Kalendersex so abgestoßen, dass Sie Sex vollständig verweigern und zu einer Art Sexmuffel werden. Andere Männer machen plötzlich Kolleginnen oder weiblichen Bekannten schöne Augen, um ihre Attraktivität als Mann zu testen. Nicht selten gehen Männer in der Kinderwunschzeit fremd, um sich in ihrer Männlichkeit zu bestätigen und wieder um ihrer selbst willen begehrt zu werden. Es spricht nichts dagegen Sex an den fruchtbaren Tagen zu haben, aber es sollte nicht zum Zwang werden. Woran können Sie dies erkennen? Ganz einfach: Haben Sie nur Sex, wenn Sie und Ihr Partner Lust dazu haben, wenn Sie sich zueinander hingezogen fühlen und Sie Leidenschaft verspüren. Sonst nicht! Belasten Sie Ihre Partnerschaft nicht mit Kalendersex, oftmals bringt er Sie auch nicht schneller zum Wunschkind. Kalendersex verhindert echte Nähe, die die Basis eines leidenschaftlichen Intimlebens sein sollte.
Für jede Frau ist es wichtig, sich attraktiv und begehrenswert zu fühlen, für jeden Mann ist es wichtig, sich stark, männlich und begehrenswert zu fühlen. Mann und Frau müssen sich als Paar erleben, um eine Basis für die kommende Familie zu sein. Hierzu ist auch ein intaktes Sexualleben wichtig. Männer müssen spüren, dass sie gemeint sind, wenn sie Sex mit ihrer Liebsten haben. Sie dürfen sich nicht als Zuchthengst fühlen, der eine Leistung zu erbringen hat. Denn sonst läuft der Mann Gefahr, Errektionsstörungen zu bekommen oder er hat einfach keine Lust mehr auf Sex. Bauen Sie auch zärtliche Momente im Alltag ein, seien Sie gegenüber Ihrem Partner aufmerksam, achtsam und bewusst. Genießen Sie den gemeinsamen Alltag miteinander und sorgen Sie für schöne Stunden zu Zweit, auch ohne Sex! In der heutigen Leistungsgesellschaft fällt es oft schwer, loszulassen und dem Schicksal seinen Lauf zu lassen, aber versuchen Sie es trotzdem.
Auch wenn Sie Angst vor der Enttäuschung haben, wenn es in diesem Zyklus nicht geklappt hat, Ihr Liebesleben ist genauso wichtig, kümmern Sie sich darum. Seien Sie achtsam gegenüber Ihrem Partner, behandeln Sie ihn mit Respekt und Empathie. Spüren Sie dem Zauber des Anfangs nach, wie haben Sie sich kennengelernt, was hat sie aneinander begeistert, welche Träume hatten Sie, was fanden Sie am anderen sexy und begehrenswert? Das nimmt die Anspannung aus der Sexualität, gehen Sie wieder verspielter an den Sex heran, zeigen Sie Ihre Gefühle, probieren Sie Neues aus, vielleicht finden Sie Rollenspiele beim Sex prickelnd oder andere Sexstellungen, die Sie auf Grunde des Kinderwunsches nicht ausprobieren wollten. Seien Sie kreativ und spielerisch, Sinnlichkeit entsteht durch ein gutes Körpergefühl, Selbstvertrauen und Kreativität. Wenn Sie gemeinsam Ihr Sexleben verändern, verändert sich auch Ihre Wahrnehung und Ihr Gefühl. Plötzlich verbinden Sie mit Sex wieder Lust, Leidenschaft und Begierde.
Kinderwunsch – der einzige Wunsch des Paares
Im Kinderwunsch ist es häufig so, dass Paare oder auch nur ein Partner, ihre/seine ganze Aufmerksamkeit und ihre/seine ganze Lebenskraft auf den einen Wunsch richtet, nämlich den „Kinderwunsch“. Diese Fixierung auf nur ein Thema kann zu Schweigen, Verletzungen und Auseinandersetzungen führen. Hier ist es wichtig, dass beide Partner ihre Wünsche, Erwartungen und Überzeugungen hinterfragen und Hindernisse und Glaubensmuster erkennen und bewältigen, gerne auch mit Hilfe eines guten Paartherapeutens.Viele Verhalltensweisen sind auch geprägt von den Erfahrungen aus der Kindheit oder den Erwartungen des sozialen Umfelds.
Die Partnerschaft wird durch die Fixierung auf den Kinderwunsch stark belastet und oft kehrt dann Unzufriedenheit ein. Die meisten kennen den Zustand, man wünscht sich etwas und dann geht der Wunsch nicht in Erfüllung, so sehr wir uns auch bemühen, es will einfach nicht klappen. Dieser Zustand ist zermürbend und macht sehr, sehr unzufrieden. In diesem Fall ist es wichtig, den Blick zu weiten, eine Standortbestimmung vorzunehmen und eine neue Richtung einzuschlagen. Welche Wünsche, Sehnsüchte an das Leben und Hoffnungen haben Sie außerhalb des Kinderwunsches?
Versuchen Sie sich in Ruhe darüber klar zu werden, erst die beiden Partner alleine, dann beide Partner zusammen. Sie werden erstaunt sein, welche Möglichkeiten Sie haben, auch wenn der Kinderwunsch nicht sofort in Erfüllung geht. Suchen Sie sich ein Hobby, welches Ihnen Spaß macht und das Sie schon immer einmal machen wollten. Was ist Ihnen sonst noch wichtig im Leben z.B. im Beruf (Weiterbildungen, Seminare, andere Arbeitsstelle, Umschulung usw.), Familie, Tiere, Garten? Es gibt soviel, was Ihr Leben mit Freude und Zufriedenheit erfüllen kann, Sie müssen es nur finden. Versuchen Sie, auch wenn es schmerzt, einen alternativen Lebensplan zu erstellen, wenn der Kinderwunsch nichts so schnell Wirklichkeit wird oder wenn Sie kinderlos bleiben sollten. Hierfür brauchen Sie viel Kraft und auch Mut, lassen Sie sich Zeit und bleiben Sie in Ihrer inneren Mitte.
Schlechte Stimmung, miese Laune, ständige Traurigkeit – eine Belastung für die Partnerschaft
Der Kinderwunschweg ist manchmal ein steiniger Weg, der viel Kraft und Mut erfordert. Nicht selten ist der Weg auch ermüdend, dies alles kann dazu führen, dass sich immer mehr schlechte Stimmung breitmacht, die Traurigkeit darüber, dass es Monat für Monat nicht klappt und die miese Laune, weil das Leben einfach nur grau in grau erscheint, weil der Herzenswunsch sich noch nicht erfüllt hat. Eine schlechte Stimmung kann sehr schnell zu einem Schweigen in der Partnerschaft führen.
Die Kommunikation zwischen den Partnern bricht einfach zusammen und ein Austausch über den Herzenswunsch ist nur noch schwerlich möglich. Auch Traurigkeit kann den Fluss der Liebe unterbrechen. Ein Paar kann in eine Krise kommen, wenn sich die Umstände verändern. Denn die Unzufriedenheit mit der Situation kann der Liebe den Schwung nehmen und die Lebensfreude kommt zu kurz. Lebensfreude und Zufriedenheit sind aber die Basis einer Beziehung. Spüren Sie in sich hinein, auch in Zeiten der tiefsten Trauer gibt es Lichtblicke. Erfreuen Sie sich an schöner Musik, Blumen, der Natur, Tieren, der Sonne usw.
Versuchen Sie die enge Verknüfung Kinderwunsch = Zufriedenheit aufzulösen. Am Anfang fällt das schwer und fühlt sich vielleicht sogar falsch an, aber versuchen Sie es immer wieder und wieder. Sie werden sehen, mit der Zeit spüren Sie wieder Freude und Glück, auch unabhängig vom Kinderwunsch.
Vielleicht ist Meditation für Sie geeignet, das Sitzen in Stille, die Gedanken wie Wolken vorbei ziehen lassen, schauen Sie in der VHS nach Kursen oder in einem Meditationszentrum. Vor einiger Zeit haben uns auch einige Kinderwunschfrauen berichtet, dass Ihnen ein MBSR® Kurs sehr geholfen habe. MBSR® ist die Abkürzung für Mindfulness-based stress reduction und wurde von Jon Kabat-Zin entwickelt. Diese Methode dient der Stressbewältigung, Entspannung, Achtsamkeit und einer Stärkung des Selbstvertrauens. Ein Kurs dauert 8 Wochen und setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Hier finden Sie weitere Infos.
Schuldgefühle und die Angst zu Versagen – ein Partner fühlt sich schuldig
Nicht selten kommt es vor, dass einer der Partner sich schuldig fühlt. Besonders dann wenn die Ursache der Kinderlosigkeit an ihm liegt. Von Schuld kann man bei Unfruchtbarkeit nicht sprechen, niemand ist schuld an einer Erkrankung. Viele Erkrankungen lassen sich auch behandeln oder eine Schwangerschaft wird durch eine künstliche Befruchtung möglich. Als Paar ist es daher wichtig, sich auch über die „Schuldfrage“ auszutauschen. Nicht selten verspürt ein Partner tief im Inneren doch negative Gefühle auf den anderen Partner, weil er unfruchtbar ist und würde dies aber niemals zugeben.
In diesem Fall ist es sehr wichtig, sich bei einem Psychologen Hilfe zu holen, denn aus dem Dilemma kommt ein Paar schwerlich allein wieder heraus. Wenn nur der Partner, der unfruchtbar ist, sich schuldig fühlt, ist es wichtig, dass Sie als Partner ihm/ihr helfen, einen Weg aus den Schuldgefühlen zu finden.
Hier ist es zum einen wichtig, dass es auch einen Lebensentwurf ohne Kinder gibt und beide Partner auch bereit sind die Partnerschaft ohne Kinder vorzuführen. Lösen Sie sich von Lebensmustern, die Ihnen nicht gut tun und Sie lähmen. Befreien Sie sich von Erwartungen, die Sie nicht erfüllen können und lassen Sie nicht zu, dass alte Glaubenssätze Ihr Leben bestimmen.
Manche alte gemeinsame Vision vom Leben verliert ihre Kraft und muss durch eine neue, kraftvollere Vision ersetzt werden, Leben ist dynamisch und immer in Bewegung. Daher ist es so wichtig Altes loszulassen und Neues zu integrieren. Sie können an Krisen scheitern, aber auch Wachsen. Es kommt auf die Sichtweise an.
Zum zweiten muss die Hilflosigkeit und Angst überwunden werden und wieder in etwas Kraftvolles verwandelt werden. Eine Beziehnung besteht aus mehr als dem Kinderwunsch, z.B. dem Wunsch nach Nähe und Gemeinsamkeit, gemeinsamen Zielen und Wünschen, gleichen Hobbies usw. Arbeiten Sie daran, diese Pfeiler Ihrer Partnerschaft zu stärken und auszubauen, damit Ihre Partnerschaft eine stabiles Fundament hat. Es gibt immer einen Ausweg, auch wenn die Situation noch so hoffnungslos wirkt, daran müssen Sie fest glauben.
In diesem Zusammenhang möchten wir noch auf das Seminar „Sei einfach glücklich“ aufmerksam machen, welches im Dezember 2015 im Benediktushof Holzkirchen stattfindet. In diesem Seminar geht es um Meditation und ihren Einfluss auf Glück und Liebe. Es werden geführte und stille Meditationen angeboten, verschiedene Übungen und Vorträge. Ein schöne Möglichkeit einen Weg zu finden, Liebe und Glück ins eigene Leben einzuladen.
Wir wünschen Ihnen eine stabile und erfüllte Partnerschaft während Sie den Kinderwunschweg gehen! Ihre Liebe zu Ihrem Partner wird Sie dabei tragen.